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Gerda Ridler: Text zur Ausstellung in der Galerie artdepot, Innsbruck
Zeigen und Verbergen
Neue Arbeiten von Claudia Fritz in der Galerie artdepot Innsbruck, 2019
In ihren künstlerischen Arbeiten setzt sich Claudia Fritz mit den visuellen Eigenheiten urbaner und architektonischer Strukturen auseinander. Die analytische Betrachtung von Stadtlandschaften ist ihr jüngstes Forschungsterrain. Es sind allerdings keine soziologischen oder stadtforscherischen Perspektiven, die uns die Künstlerin präsentiert, sondern differenzierte und auf formale Details gelenkte Blicke, die Fragen der Wahrnehmung thematisieren.
Die Arbeiten von Claudia Fritz markieren spannungsvolle Momente zwischen Zeigen und Verbergen. Während der Fokus der Kamera scheinbar unwichtige Details bloßlegt oder Bruchstücke profaner Alltagsdinge ins Zentrum rückt, wird der Umgebungskontext bewusst verborgen. Dieses Arbeitsprinzip wendet die Künstlerin auch bei ihren neuen konzeptuellen Bilderserien an, die sie für die Galerie artdepot in Innsbruck in situ geschaffen hat. Als Themen dieser fotografischen Versuchsanordnung hat Claudia Fritz vier Motive und Objekte ausgewählt, die in direktem Zusammenhang mit dem Ort der Präsentation stehen. Thematisch und formal erfolgt die künstlerische Aneignung bei allen vier Serien ähnlich. Fritz fotografiert ihre Objekte stets von mehreren Standpunkten aus und konzentriert sich dabei auf prägnante Ausschnitte. Der künstlerische Blick ist auf das Aufspüren gestalterischer Details, geometrischer Strukturen, Oberflächen- und Materialqualitäten gerichtet, die sich durch Licht, Schatten und Betrachterstandpunkt verändern. Mit ihrer Kamera zerlegt sie die Objekte in einzelne Bruchteile, um sie später in seriellen Anordnungen wieder zusammenzufügen. So zeigt beispielsweise die Fotoarbeit o.T. (shift artdepot 1) 50 leicht unterschiedliche Blicke aus einem zweiflügeligen Galeriefenster mit Oberlicht auf eine gegenüberliegende mehrstöckige Hausfassade. Während die rasterförmige Reihung der einzelnen Bilder einerseits die Wahrnehmung für Details schärft, verliert sich andererseits der abbildende Charakter des Grundmotivs. Wand und Fensterflächen mutieren zu rechteckigen Formen und wirken wie ein geometrisch-abstraktes Muster, das durch die dunkle Fensterrahmung von einer strengen orthogonalen Struktur eingefasst wird. Auf diese
Weise mutet die serielle Anordnung der fragmentierten Nachbarschaftsszenerie wie eine minimalistische Komposition an und hält kaum noch Verweise auf ihre originale Ausgangssituation bereit. Bei den drei weiteren Arbeiten gesellt sich zur Abstraktions- und Verfremdungsstrategie noch der Aspekt der Verwandlung der zweidimensionalen Fotografien in dreidimensionale Fotoplastiken hinzu. Genau wie sich die Künstlerin ihren ausgewählten Objekten von unterschiedlichen fotografischen Standpunkten aus nähert, so muss auch das Publikum seine Perspektive wechseln und in Bewegung bleiben, um diese räumlichen Werke vollständig zu erfassen.
Die Kunst von Claudia Fritz stellt eine permanente Herausforderung an die Betrachter_innen-Wahrnehmung dar und irritiert unsere herkömmlichen Sehkonventionen. Sie zeugt zudem von einer zutiefst konstruktiven Haltung und einem ästhetischen Gespür, das zwischen Zeigen und Verbergen changiert. Ihre aktuelle Werkserie ist losgelöst von der Wirklichkeit und doch auf das Engste mit dieser verbunden.
[Gerda Ridler, 2019]