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Gerda Ridler: Ein Porträt des Fotohof Salzburg aus Anlass seines 40-jährigen Bestandsjubiläums. In: Kunstmagazin PARNASS, 1/2021, S. 42-43.
Der Fotohof Salzburg feiert im Jahr 2021 sein 40-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung steht die Förderung der Fotografie als Kunstform im Zentrum der Tätigkeit des Vereins, der durch seine vielfältigen Aktivitäten weit über Österreich hinaus hohes Ansehen genießt. Ein Porträt.
Im Frühjahr 1981 schloss sich eine Gruppe von Fotobegeisterten zum „Verein zur Förderung der Autorenfotografie“ zusammen, erzählt Kurt Kaindl, ein Mann der ersten Stunde. Inspiriert wurden er und seine Frau Brigitte Blüml-Kaindl durch den Besuch der jungen Ffotogallery im walisischen Cardiff. Der Fotohof wurde mit dem Ziel gegründet, in Salzburg ein Zentrum der Auseinandersetzung mit künstlerischer Fotografie zu schaffen, das sich der Vermittlung der Fotokunst widmet und das Verständnis für die kulturhistorische und gesellschaftliche Bedeutung der Fotografie in der Öffentlichkeit fördert. Dies geschah in einer Zeit, als die Fotografie als künstlerisches Medium noch kein selbstverständlicher Bestandteil des Kunst- und Ausstellungsbetriebs und vor allem in den Salzburger Galerien so gut wie nicht vertreten war. Im Rückblick kann dieser Schritt als wahre Pioniertat bezeichnet werden, denn in Österreich gab es damals nur die Fotogalerie im Grazer Forum Stadtpark, Otto Breicha gründete die Österreichische Fotogalerie am Rupertinum erst im Winter 1981.
Kurt Kaindl benennt zwei wesentliche Aspekte, die sich sowohl in der Gründungsphase als auch in der 40-jährigen Vereinsarbeit als Erfolgsfaktoren erwiesen haben: Seit jeher standen aktuelle und internationale Fotografie-Positionen im Zentrum des Galerieprogramms und nicht das eigene künstlerische Schaffen der Mitglieder. Bei der Präsentation und Vermittlung der Fotografie wurde der Fokus zunächst immer auf den künstlerischen Wert und erst an zweiter Stelle auf die Fototechnik gerichtet – eine aus heutiger Sicht gängige Praxis, die in den technikaffinen 1980er Jahren keineswegs gebräuchlich war. Vereinsvorstand Rainer Iglar macht auf eine weitere Besonderheit aufmerksam, die den Fotohof als Organisation auszeichnet und seine Beständigkeit und Innovationskraft bestärkt und beflügelt: Seit der Gründergeneration wird der Verein kooperativ geführt und besteht aus einer gleichberechtigten Gruppe von Fotograf/innen und aktiven Künstler/innen, die im Rahmen einer basisdemokratischen Struktur verschiedene Arbeitsbereiche übernehmen. Da alle Entscheidungen vom Kollektiv getroffen werden, hat jedes Mitglied die Verantwortung und die Möglichkeit, auf die Geschicke des Vereins aktiv einzuwirken.
Aktuell sind 19 Fotograf/innen unterschiedlichen Alters als Mitglieder im Verein tätig. Erfreulicherweise gibt es keinen Mangel an interessiertem Nachwuchs. Nadine Weixler engagiert sich seit fünf Jahren im Fotohof und schätzt vor allem die gute und produktive Arbeitsatmosphäre, den Teamspirit und die Begeisterung für das Medium Fotografie, die alle verbindet. Hinzu kommen die vielfältige Expertise des Künstler/innen-Kollektivs und das Schwarmwissen der Gruppe, die wesentlich dazu beitragen, dass der Fotohof in vielen Bereichen hochprofessionell und erfolgreich agiert – als Ausstellungshaus, als Archiv, als Vermittlungsplattform und seit 1999 auch als eigener Fotobuch-Verlag. Die Leistungsbilanz seit 1981 ist beachtlich: Seit seiner Gründung wurden im Fotohof über 400 Ausstellungen präsentiert und mehr als 300 Bücher publiziert. Angeboten werden eine Fachbibliothek mit rund 14.000 Büchern, eine Editionsreihe zur künstlerischen Fotografie, Führungen, Workshops und ein umfangreiches Kursprogramm. Ein ähnlich innovatives Projekt wie die seinerzeitige Gründung des Fotohofs ist der Aufbau eines Archivs für Vor- und Nachlässe renommierter Fotokünstler/innen, die seit 2015 bewahrt, wissenschaftlich betreut und in Wanderausstellungen international bekannt gemacht werden.
Der vor 40 Jahren aus Idealismus und Enthusiasmus an der Fotografie gegründete Verein genießt heute als nicht-kommerzielle Informationsplattform in der nationalen und internationalen Kunst- und Fotografieszene beachtliches Renomee. Für seine herausragenden Leistungen wurde der Fotohof mit dem „Internationalen Preis für Kunst und Kultur 2020“ des Kulturfonds der Stadt Salzburg ausgezeichnet. Eine verdiente Würdigung für eine Institution, die seit vier Jahrzehnten von Menschen getragen wird, die ihre Leidenschaft für die Fotografie mit großem Engagement und auf hohem Niveau an andere vermitteln.
Die Fotohof-Crew 2020:
Anna Aicher, Sebastian Albert, Motahar Amiri, Valentin Backhaus, Brigitte Blüml-Kaindl, Katrin Froschauer, Mitzi Gugg, Rainer Iglar, Pia-Andrea Jakober, Kurt Kaindl, Michael Mauracher, Martin Mlineritsch, Andrew Phelps, Stefanie Pirker, Birgit Sattlecker, Peter Schreiner, Herman Seidl, Nadine Weixler und Elisabeth Wörndl.
Gerda Ridler [ März 2021 ]