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Sind private Kunstmuseen Einrichtungen von begrenzter Zeitdauer? (Arbeitstitel)
In Weiterführung meines Buches „Privat gesammelt – öffentlich präsentiert. Über den Erfolg eines neuen musealen Trends bei Kunstsammlungen“ (transcript Verlag, 2012), wirft die neue wissenschaftliche Studie einen Blick auf die Zukunftsfähigkeit öffentlich zugänglicher privater Kunstsammlungen und beschäftigt sich mit der Dauerhaftigkeit von privaten Kunstmuseen im deutschsprachigen Raum.
Die Studie geht von der These aus, dass private Kunstmuseen nicht als dauerhaftes sondern als temporäres Bekenntnis zur öffentlichen Zugänglichkeit von privater Kunst verstanden werden können. Die These wird von der Tatsache gestützt, dass etliche, in den vergangenen zwei Jahrzehnten gegründete Privatmuseen heute nicht mehr existieren. Die Zugänglichkeit scheint an den Gestaltungswillen und Idealismus der Gründerpersönlichkeit gebunden zu sein. Auch in einem historischen Rückblick auf privates Kunstsammlen lässt sich feststellen, dass zahlreiche Privatkollektionen nach dem Tod ihres Gründers aufgelöst wurden, weil Nachlässe nicht geregelt oder die Sammlungen dem Desinteresse der Nachkommen ausgesetzt waren. Im Unterschied dazu bieten öffentliche Museen die „Ewigkeit“, nach der viele Sammler/innen streben.
In der Kontinuität der öffentlichen Museen sieht auch Krzyszof Pomian (1998: 67) einen markanten Gegensatz zu privaten Sammlungen. „Das erste charakteristische Merkmal der Museen ist ihre Permanenz. Im Gegensatz zu Privatsammlungen, die meist nach dem Tod des Sammlers aufgelöst werden – und auch schon zu dessen Lebzeiten das Auf und Ab seiner Vermögensschwankungen zu spüren bekommen – überlebt das (öffentliche) Museum seine Gründer. (…) Das ist so, weil ein Museum unabhängig von seinem juristischen Status eine öffentliche Einrichtung ist.“
Neben der Frage, ob private Kunstmuseen ein tragfähiges Modell für die Zukunft darstellen, soll u.a. auch diskutiert werden, welche Auswirkungen die Schließungen von privaten Kunsträumen auf das Betriebssystem Kunst und die öffentliche Museumslandschaft haben, und ob und in welcher Form private Kunstsammlungen nach Museumsschließungen weiterbestehen. Zudem wird untersucht, wie Generationenübergänge und langfristige Kooperationen mit der öffentlichen Hand positiv gestaltet werden können und mit welchen finanziellen und rechtsverbindlichen Vereinbarungen ein dauerhafter Erhalt von öffentlich zugänglichen Privatsammlungen gelingen kann.
Auch wenn private Kunstmuseen nur zeitweiligen Charakter haben, werden ihre Bedeutung und ihre Verdienste dadurch nicht geschmälert. Sie stellen eine erfreuliche Bereicherung der zeitgenössischen Museumslandschaft dar und tragen während der Zeit ihres öffentlichen Wirkens zur positiven Belebung und Vielfalt der Ausstellungskultur bei.
Anhand einer theoretischen Vorstudie, qualitativer Leitfaden-Interviews mit den zehn Sammlerinnen und Sammler meiner Studie „Privat gesammelt – öffentlich präsentiert“ sowie Interviews mit neuen MuseumsgründerInnen, MuseumsdirektorInnen, ExpertInnen, KulturbeamtInnen und KritikerInnen soll ein möglichst breiter Blick auf dieses spannende Thema geworfen werden, um es qualifiziert in einen größeren kulturpolitischen Kontext zu stellen.
Die Studie wird 2021 im transcript Verlag in der Reihe „Schriften zum Kultur- und Museumsmanagement“ erscheinen.
[Gerda Ridler, 2020]